Sei, wer du bist und sag, was du fühlst! Denn die, die das stört, zählen nicht – und die, die zählen, stört es nicht.
Theodor Seuss Geisel
Eigentlich weißt du es schon lange, dass Du als Junge ein bisschen anders fühlst als andere Jungs, dass Du als Mädchen etwas anders bist, als andere Mädchen, wenn es um das Thema Liebe und Beziehungen geht. Aber so richtig einordnen konntest Du es eigentlich nie, deshalb behielst du bisher all diese Gefühle nur für dich. Und der Gedanke, all das sei vielleicht nur eine Phase, will sich einfach nicht bewahrheiten.
Vielleicht hattest Du als Junge sogar schon mal eine Freundin. Doch das Gefühl, das Du bei dem Gedanken an einen Kuss mit einem anderen Jungen verspürst, lässt dich einfach nicht los. Kein Mädchen der Welt kann die Schmetterlinge in deinem Bauch so sehr Durcheinander wirbeln, wie dieser eine hübsche Junge and den du so oft denkst.
Als Mädchen hattest Du vielleicht schon einen Freund, hast mit ihm händchen gehalten, ihn geküsst etc. Die Gefühle jedoch, die Du bei der Mitschülerin oder Deiner besten Freundin hast, sind viel stärker als sie es bei jedem Jungen jemals sein könnten.
Möglicherweise hast du auch einfach in letzter Zeit gemerkt, dass du nicht nur das „andere“ Geschlecht emotional und sexuell anziehend findest, irgendwie geht da doch noch mehr.
Oder du wirst von anderen als Junge/Mädchen wahrgenommen, fühlst dich aber eigentlich ganz anders?
So oder so ähnlich fühlt so mancher Junge und so manches Mädchen – es kann aber auch wieder ganz anders sein. Eins aber haben alle gemeinsam: Die Gefühle spielen ein wenig mehr verrückt, als bei den meisten anderen in deinem alter.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem man aus diesem Gefühlschaos einfach rauskommen möchte. Raus kommen – to come out.
Coming-out – das bedeutet:
- Offen den eigenen Gefühlen begegnen.
- Endlich ja zu sich selbst zu sagen.
- Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen.
- Mit gutem Gefühl vor sich und anderen zu seinen Empfindungen zu stehen.
- Schwul-, Lesbisch-, Bi- oder Queersein als einen Teil von sich selbst zu aktzeptieren.
- Endlich das auszuleben, von dem man so lange geträumt hat.
Gemeinsam sind wir stark!
Ein coming out und der weg da hin ist für jeden Menschen anders. Einigen fällt es ganz leicht, weil vieles „eh schon immer irgendwie klar war“, andere sind mit sich selbst oder ihrem Umfeld eine Weile am Hadern. Obwohl jeder/jede von uns seinen/ihren eigenen weg geht, vergiss nicht: Du bist nicht allein. Es gibt mehr Jungs und Mädchen die genau so fühlen wie du, als du vielleicht glauben magst (sogar in Südbaden!).
Das wichtigste und vielleicht schwierigste Coming-out ist zuerst einmal das vor sich selbst. Viel ist geschafft, wenn man sich ohne Zögern eingestehen kann: „Ich bin schwul”, “ich bin lesbisch”, “ich bin bi/pan/queer“
Auf dein ‘inneres’ Coming-out folgt am besten ein Gespräch mit anderen Menschen dem man sehr vertraut, am ehesten mit einem guten Freund oder einer guten Freundin.
“Wie spreche ich sowas bloß an?“
Wie andere auf dein coming out reagieren, kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Von Verständnis und Wohlwollen über Gleichgültigkeit bishin zu Ablehnung – alles ist möglich. Auch wenn meistens die Reaktionen besser ausfallen als zunächst befürchtet, haben wir dir hier ein paar Tipps wie du dich auf ein solches Gespräch vorbereiten kannst:
- Rede mit zunächst mit jemand anderem darüber: Wenn du schon zb. bei deinem besten Freund / besten Freundin geoutet bist und nun auch deinen Eltern reinen Wein einschenken möchtest, hilft es ungemein vorab darüber mit einer vertrauensvollen Person zu reden. So könnt ihr euch gemeinsam überlegen wann und wie du mit ihnen reden willst und wie du mit welchen Reaktionen von ihnen Umgehen solltest.
- Stellvertreter Reaktionen: Achte bei der Person, bei der du dich outen willst, wie sie sonst so auf Queere Themen reagiert. Erinnere dich, wie es in der Vergangenheit war. Falls es da nicht viel gibt, rufe reaktionen von ihr hervor in dem du das Thema in einem anderen kontext gezielt ansprichst. Wenn du die Haltung der Person zum Thema Queer sein kennst, kann dir das helfen auf zu erwartende Reaktionen besser vorbereitet zu sein.
- Gib dir und der Person Zeit: Manche Menschen brauchen einfach eine Weile um dein Coming-out zu verarbeiten und zu verstehen. Wenn also direkt nach deinem Coming-out ein bisschen eine komische Stimmung herrscht, mach dir keine allzu großen sorgen, oftmals geht diese Stimmung recht schnell vorbei. Und vergiss nicht, in erster Linie geht es um dich selbst und deine Selbstfindung. Wie andere ihren eigenen Umgang damit finden sollte also erstmal zweitrangig sein.
Du schaffst das auch!
Jeder findet für sich einen eigenen Weg, ob, wie und bei wem er sich einmal outet. Für die einen ist es auf einmal kein Problem mehr, es praktisch jedem zu erzählen, für die anderen stellt sich in jedem neuen Bekanntenkreis irgendwann einmal von neuem die Frage. Jeder hat die Freiheit, darüber zu bestimmen, wie er sein Lesbisch- oder Schwul oder Bi-/ Pan- / Queresein nach außen vertritt.
Du hast Fragen zum Coming-out? Bei uns Rosekids findest Du Ansprechpartner. Uns ist es wichtig, für Dich da zu sein, wenn Du Dich mit Deinem Coming-Out beschäftigst. Auch andere Einrichtungen, wie beispielsweise die Rosa Hilfe (in Freiburg, Tel: 0761 25161 oder 0152 02927689 oder per E-Mail: telefon@rosahilfefreiburg.de) oder das Beratungstelefon des Frauen- und MädchenGesundheitsZentrum e.V. (Mi 9.30 – 12.00 Uhr und Do 15.00 – 18.00 Uhr unter der Rufnummer 0761 2021590) bieten sich als Ratgeber an.
Wenn Du erst einmal gehört und gesehen hast, dass es andere Jungs & Mädels ähnlich geht wie dir, wird es dir sicher auch leichter fallen, mit deiner eigenen Situation besser zurecht zu kommen. Manches ist gar nicht mehr so schlimm, wenn Du weißt, dass Du wirklich nicht alleine bist. Vor allem wirst Du feststellen, wie angenehm es ist, einmal nicht in der Minderheit zu sein, wenn Du zu uns oder einer anderen queeren Jugendgruppe gehst.