Stellungnahme des Rosekids e.V. zum BZ-Artikel vom 15.07.2017

Hinweis

Im Folgenden findest Du die Stellungnahme des Rosekids e.V. zum Zeitungsartikel “Ist der Freiburger CSD nur noch eine laute Technoparty?” veröffentlicht am 15.07.2017 in der Badischen-Zeitung (offline/online) sowie im Online-Magazin “Fudder”.

Dieses Statement wurde als Leserbrief an die Badische-Zeitung eingereicht.

Ein Radio-Interview mit unserem Vorstand war am Donnerstag, den 27.07.2017 zwischen 12 und 13 Uhr bei Radio Dreyeckland zu hören und kann hier nachgehört werden.

Stellungnahme

Wir, der Verein Rosekids e.V. schwul-lesBische Jugendgruppe Freiburg, distanzieren uns klar von der Darstellung im Artikel der BZ „Ist der Freiburger CSD nur noch eine laute Technoparty?“, sowie von der Kritik am Organisationsteam des CSD Freiburg. Den Artikel sowie den Kommentar desselben Redakteurs halten wir für äußerst einseitig und nicht nachvollziehbar.

Für uns war der diesjährige CSD ein voller Erfolg. Mehr als 6000 Menschen haben sich gemeinsam für die Rechte und Interessen der queeren Community eingesetzt und auf der Straße demonstriert. Die Stimmung war trotz des schlechten Wetters hervorragend. Wir befürworten das offene Konzept des Freiburger CSD sehr, bei dem Menschen aller Couleur an der Versammlung aktiv teilnehmen können. Hier wird der Charakter einer politischen Demonstration bewahrt, während sich andere CSDs des Öfteren zu überkommerzialisierten Show-Paraden entwickelt haben, die nicht zum mitdemonstrieren einladen, sondern dies bisweilen geradezu verhindern. In Freiburg ist das besser. Von einer „Meinungsdiktatur“ (Kommentar BZ) kann überhaupt keine Rede sein, uns wurden als Teilnehmer mit eigenem Wagen keinerlei Zwänge auferlegt, sondern alle Freiheiten gelassen.

Den Vorwurf, es würde sich nur um eine laute, unpolitische Technoparty handeln, weisen wir zurück. Jeder, der schon einmal auf einem CSD war, weiß, dass Musik traditionell dazu gehört. Das heißt aber nicht, dass der CSD deshalb nicht auch gleichzeitig eine politische Demonstration ist. In anderen Städten wird beim CSD noch weitaus ausgelassener gefeiert und trotzdem ist der CSD dort oft Aushängeschild der Stadt und wird entsprechend auch gefördert. Eine weltoffene Stadt wie Freiburg sollte so etwas einmal im Jahr verkraften können, und zwar auch in der Innenstadt und nicht nur bei der Messe. Schließlich finden auch regelmäßig andere größere, laute Veranstaltungen (z.B. Fasnachtsumzüge) ohne Einwände in der Innenstadt statt.

Fast im gleichen Atemzug wird dem CSD im Artikel der BZ dann noch eine Überpolitisierung unterstellt, das erscheint geradezu paradox angesichts des Vorwurfs es sei nur eine Techno Party. Eine Instrumentalisierung des CSD für andere politische Ziele, die damit nichts zu tun hätten, wie im Artikel vorgeworfen, findet nach unserer Wahrnehmung auch nicht statt. Im Vordergrund stehen ganz klar die Interessen der queeren Community in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern, in denen z.B. Homosexualität oft immer noch unter Strafe gestellt ist. So wurde das auch vom Orgateam des CSDs im Vorhinein vermittelt und auf der Webseite des CSD deutlich herausgestellt. Dass es angeblich an Wägen mit klaren politischen Botschaften/Bannern gemangelt hat, kann dem Orgateam jedenfalls nicht zum Vorwurf gemacht werden, vielmehr läge dies im Verantwortungsbereich der Teilnehmer*innen.

Aus unserer Sicht kann jedoch kein Mangel an politischen Botschaften beklagt werden, viele Menschen hatten entsprechende Schilder, Banner, Flyer usw. wie auch unser eigener Wagen, um die politischen Inhalte zu vermitteln, so wie auch schon die Jahre zuvor. Nach unserem Verständnis wird durch die bloße Teilnahme an einer Demonstration durch einfaches Mitlaufen beim Demonstrationszug eine politische Botschaft ausgesendet. Es ist wohl kaum erforderlich, dass jeder der Teilnehmer*innen ein eigenes Schild trägt. Die hohe Zahl aktiver Teilnehmer*innen beim CSD spricht daher für sich selbst.

Wir kritisieren außerdem deutlich, dass einzelne Personen es für sich in Anspruch nehmen, den CSD im Namen der gesamten Community zu diskreditieren, um sich damit selbst in Szene zu setzen. Insbesondere distanzieren wir uns von den Positionen der Freiburger Drag Queen „Betty BBQ“. Unzutreffend ist es – und dieser Eindruck entsteht beim Lesen des BZ-Artikels – dass ein Großteil der Community den CSD boykottiert habe. Außerdem widersprechen wir klar der Meinung des im Artikel zitierten Revierleiters. Es gab nicht weniger Wägen aus der queeren Community als sonst. Und auch von „linkem Störpotenzial“, das den CSD angeblich unterlaufen würde, war nichts zu sehen.

Absurd fanden wir auch den Vorwurf, beim CSD würden zu viele heterosexuelle Menschen teilnehmen. Zum einen ist es anmaßend den Anteil heterosexueller Demonstrierender anhand von Äußerlichkeiten bestimmen zu wollen, wer kann also schon wissen wie viele davon heterosexuell waren? Zum anderen freuen wir uns grundsätzlich über jegliche Art der Unterstützung von allen Menschen ganz gleich welcher sexueller Orientierung. Wir empfinden es als großen Fortschritt, wenn Heterosexuelle für uns und Seite an Seite mit uns demonstrieren. Wir sind der festen Überzeugung: wenn für Toleranz und Akzeptanz, für Gleichberechtigung, gegen Strafverfolgung im Ausland und gegen Diskriminierung demonstriert wird, dann ist es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen beteiligen. Die sexuelle Orientierung ist dabei belanglos. Politische Forderungen lassen sich mit einer großen Mehrheit, die für diese Inhalte steht, besser durchsetzen, als mit einer kleinen Minderheit, die darauf pocht, alleine demonstrieren zu wollen und Unterstützung durch „andere“ (die doch auf ihrer Seite sind!) ablehnt. Wenn sich Einzelne aus der queere Szene unterrepräsentiert fühlen, sollten sie außerdem eher selbst dafür sorgen, dass genügend queere Teilnehmer*innen zum CSD kommen und deutlicher Farbe bekennen, statt eine „Unterlaufung“ des CSD durch heterosexuelle Teilnehmer*innen zu beklagen.

Unsere Bilanz des CSD war durchweg positiv, wir wünschen uns einen solchen CSD auch nächstes Jahr wieder und hoffen das insbesondere die Stadt sich kooperationsbereit zeigt und wieder eine Routenführung durch die Kaiser-Joseph-Straße ermöglicht, die dieses Jahr offenbar verweigert wurde. Wir hatten und haben Spaß am CSD in Freiburg. Er ist laut und politisch. Von „zunehmend spaßfrei“ kann keine Rede sein – ganz im Gegenteil.

Die Tatsache, dass es manchen Leuten offensichtlich lieber wäre, der CSD Freiburg würde überhaupt nicht stattfinden und dass dann auf solch undifferenzierte Weise versucht wird Stimmung gegen die Veranstalter zu machen, zeigt nur umso deutlicher, wie wichtig es ist, dass es diesen CSD gibt.

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